Lernpsychologie

Ist Lern-Typisch gelernt, auch immer Sinn-Voll gelernt?

Wenn du erstmal deinen Lerntyp kennst und dementsprechend lernst, geht alles gleich viel leichter! – Hast du das so, oder so ähnlich auch schon mal gehört?

Was ist denn eigentlich so ein LernTyp?

Es gibt zu den jeweiligen Lerntypen viele verschiedene Modelle. So haben z. B. renommierte amerikanische Lernforscher in einer Studie nicht weniger als 71 solcher Modelle gefunden.

Die wohl bekannteste Theorie geht auf den deutschen Biochemiker, Systemforscher, Umweltexperten und Universitätsprofessor Frederic Vester zurück. So unterscheidet Vester vier verschiedene Lerntypen, die sich auf die unterschiedlichen Wahrnehmungskanäle beziehen. Hier differenziert er zwischen dem visuellen, dem auditiven, dem haptischen (kinästhetischen) und dem intellektuellen (abstrakt-verbalen) Lerntyp. 

Schauen wir uns die vier Typen einmal genauer an:
  • Der Visuelle Lerntyp

    Visuelle Lerntypen betrachten die Dinge erst einmal ganz genau. Sie prägen sich Wissen besonders gut über Bilder, bildliche Darstellungen und das Lesen ein. Schaubilder, Skizzen, Diagramme und Mindmaps sind für diesen Lerntypen ideal. Textstellen farblich zu markieren, Sachfilme oder Erklärvideos auf Youtube anzusehen, oder Hefteinträge besonders ansehnlich zu gestalten unterstützen diesen Typus besonders bei der Informationsaufnahme. Der bevorzugte Aufnahmekanal ist also das Auge, daher bietet sich eine ordentliche Umgebung zum Lernen an, denn ein unaufgeräumter Schreibtisch irritiert diesen Lerntyp häufig sehr beim Lernen.

  • Der Auditive Lerntyp:

    Auditive Lerntypen lernen besonders gern übers Hören. Sowohl mündlichen Erklärungen, als auch Vorträgen über einen längeren Zeitraum zu lauschen, ohne gedanklich abzuschweifen, fällt diesem Lerntyp leicht. Lesen allein reicht ihm zum Abspeichern der Informationen eher nicht, daher kann es hilfreich sein, sich den Text laut vorzulesen. Podcasts und Lern-CDs aus Fachbüchern bieten ihm eine gute Ergänzung beim Lernen. Um störungsfrei die notwendigen Informationen aufnehmen zu können, brauchen auditive Lerntypen eine ruhige Umgebung, aber auch die richtige Lernmusik kann sich positiv auswirken.

  • Der Haptische (kinästhetische) Lerntyp:

    „Learning by doing“ beschreibt diesen Lerntypen wohl am besten. Er muss die Welt, bzw. seine zu lernenden Inhalten im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“. Theorie ist eher nicht sein Ding, er geht voll in der Praxis auf. Um auch theorielastige Inhalte trotzdem gut lernen zu können, kann sich der haptische Typ mit diversen Lernmaterialien zum Anfassen (z. B. Spielsteine, Gesellschaftsspiele etc.) behelfen. Bewegung ist für ihn ebenfalls ein unterstützender Faktor beim Lernen.

  • Der intellektuelle Lerntyp:

    Intellektuelle (abstrakt-verbale) Lerntypen behalten den Lernstoff an besten, indem sie ihn kritisch hinterfragen und durchdenken. Das bedeutet, dass bereits ein Nachdenken über das Gelernte reicht, um diese abzuspeichern und bei Bedarf anzuwenden zu können. Es geht bei diesem Lerntypen also nicht wie bei den drei vorangegangenen um den bevorzugten Sinneskanal mit dem der Lernstoff aufgenommen wird, sondern vielmehr um die kognitive Verarbeitung der aufgenommenen Informationen.

Und genau hier stößt Vesters Modell zu den Lerntypen am häufigsten auf Kritik. Nämlich wo sich die anderen drei Lerntypen auf die Informationsaufnahme über die verschiedenen Sinneskanäle konzentrieren, stützt sich der intellektuelle Typ, wie bereits erwähnt, rein auf die kognitive Verarbeitung. Allerdings ist auch bei den anderen Lerntypen diese Verarbeitung notwendig, um Wissensinhalte auch nachhaltig abspeichern zu können, und somit wären also alle Lerntypen auch dem Intellektuellen zuzuordnen.

Eine ganz klare Einordnung in Lerntypen gibt es nach diesem Modell also eigentlich gar nicht. (Wissenschaftlichen Studien konnte die Theorie jedenfalls nicht standhalten.)

Was finden wir dann mit einem sogenannten LernTypen-Test heraus und warum kann es trotzdem Sinn machen seinen „LernTyp“ zu kennen?

Wir können mit so einem Test vor allem herausfinden, über welchen Sinneskanal du am liebsten lernst. Wir ermitteln also deine LernPräferenz. Das heißt zwar nicht, dass es dir, wenn du dich jetzt vollkommen auf diesen Sinneskanal und die entsprechende Art zu Lernen konzentrierst, zwangsläufig leichter fällt dir Inhalte nachhaltig zu merken, aber es zeigt dir, dass du dir Inhalte oft deshalb auf diese Art besser merkst, weil du diese Art zu Lernen am häufigsten nutzt. Du hast also eine gewisse Übung und Routine entwickelt.

ABER: Es ist eben nicht immer ausreichend, Inhalte z.B. „nur“ zu lesen, oder dir „nur“ einen Vortrag anzuhören. Es hat sich nämlich gezeigt, dass das Verstehen (also der kognitive Prozess) der zu lernenden Inhalte viel entscheidender ist, als der Weg der Informationsaufnahme. Es ist also immer auch wichtig, dass du dir Gedanken zu deinem Stoff machst. Dass du die Inhalte verstehst und Ideen entwickelst, wie du sie auch anwenden kannst.

Meist zeigt sich in so einem Lerntypentest auch, dass wir gar nicht unbedingt nur einen Sinneskanal bevorzugen. Es ergeben sich nämlich ganz oft Mischtypen. Und weißt du was? Das ist sogar noch besser. Denn wenn du verschiedene Möglichkeiten für die Wissensaufnahme nutzt, also möglichst viele deiner Sinne einbeziehst (sinn-voll lernst), schaffst du dir auch zugleich viel mehr Anknüpfpunkte, die dir dabei helfen das Gelernte später auch leichter wieder abrufen zu können.

Hast du jetzt auch Lust bekommen deinen LernTypen, ähhh deine LernPräferenz herauszufinden?


Hier geht´s zum Test – einfach eintragen, bestätigen und loslegen: